Berichte von 09/2019

Donnerstag, 12.09.2019

01: Kyōto!

Hi,

ich bin's schon wieder! Mein letzter Eintrag liegt jetzt schon eine Weile zurück, deswegen habe ich jetzt ein paar Sachen, von denen ich euch erzählen muss.

(Ursprünglich hatte ich diesen Text schon mal geschrieben, aber dann hat die Website alles gelöscht. Ups.)

Erstens: Kyōto!

Ich habe jetzt dann auch endlich meine offizielle Zusage bekommen, und es steht fest - ich gehe an die Dōshisha-Universität in Kyōto! 

Ich bin ein ganz ganz kleines bisschen enttäuscht, weil das nicht meine Erstwahl war, aber das ist wirklich minimal. Abgesehen davon könnte ich nicht glücklicher sein!

Meine Uni ist auch nicht nur irgendwo in Kyōto, sondern fast direkt am Kyōto Gyoen, das ist der Park um den Kaiserpalast in Kyōto. Als jemand, der fast nur in Dörfern zur Schule gegangen ist, ist sowas wirklich total ungewohnt für mich, aber ich freue mich total. Jenachdem, in welches Wohnheim ich komme, muss ich tatsächlich einfach nur jeden morgen durch diesen Park laufen und bin dann direkt an meiner Uni. Zu den Wohnheimen komme ich aber gleich noch. 

Ich habe mich außerdem dafür entschieden, an das Center for Japanese Language und Culture zu gehen. An der Dōshisha ist es nämlich so, dass Austauschstudenten entweder an das Center of Global Education (Kurse über Japan auf Englisch) oder an das CJLC (nur japanische Kurse) gehen müssen. Ursprünglich wollte ich ans CGE, aber einerseits habe ich festgestellt, dass mir dafür ein TOEFL-Nachweis fehlt (ich habe nur Cambridge und das akzeptieren die nicht), andererseits kann man am CGE auch nur begrenzt Japanischkurse wählen und das wollte ich nicht. 

Jetzt bin ich dabei, mir die ganze Zeit im Internet die Angebote von der Uni anzugucken und meinen Papierkram zu erledigen, auch wenn ich eigentlich für meine Klausurphase was machen sollte. Das bringt mich aber auch direkt zum nächsten Punkt für diesen Eintrag!

Zweitens: So viel Papierkram!

Mit meiner Zusage zusammen habe ich direkt über Mail das Application Pack von der Dōshisha bekommen, also insgesamt neun (neun!) PDF-Dateien mit Informationen und Formularen, die ich ausfüllen muss. Nachdem ich alles ausgedruckt habe, habe ich jetzt einen riesigen Stapel Dokumente vor mir. Ich habe tatsächlich eben mal nachgezählt und insgesamt sind das dreißig Blätter (ich hänge an diesen Eintrag ein Beweisfoto). 

Die interessantesten Dokumente waren meiner Meinung nach "Application Form for Exchange Program at Dōshisha University" (nenne ich ab jetzt generellen Antrag) und "Application for Accomodation for International Students" (nenne ich ab jetzt Wohnheimsantrag). 

Der generelle Antrag ist der längste Antrag im gesamten Stapel, aber eigentlich besteht er aus mehreren kleineren Dokumenten. Der erste Teil sind persönliche Informationen und Fragen zu den Schulen, die man bisher besucht hat. Hier könnte es sein, dass ich eventuell etwas Schwierigkeiten bekomme, weil ich übersprungen habe und deswegen insgesamt nur elf Jahre in der Schule war, aber ich hoffe, dass da alles passt. 

Nach dem ersten Teil kommen zwei Formulare zu meinen Japanischkenntnissen - das eine ist ein Sprachzeugnis, das von einem Dozenten ausgefüllt werden soll, und das andere ist eine Art Aufsatz, den ich schreiben soll. Es geht um meine Gründe, warum ich mich für Dōshisha beworben habe, und ich soll den ganzen Aufsatz handschriftlich auf Japanisch schreiben. Ich habe das noch nicht gemacht, weil ich das ein bisschen einschüchternd finde. Ich habe zwar jetzt schon relativ lange Japanisch gelernt, aber ich habe keine Ahnung, wie ich mich in diesem Aufsatz ausdrücken soll - die Aufsätze, die wir in der Uni schreiben mussten, waren bisher im Vergleich unglaublich einfach. 

Ich habe aber gestern von meiner Dozentin mein Sprachzeugnis bekommen, und ich war echt überrascht davon, wie positiv sie mich bewertet hat - ich selber sehe mich echt nicht so. Ich bin ihr aber total dankbar, dass sie das gemacht hat. Generell hilft sie mir bei ganz vielen Unisachen, weil ich manchmal wegen meines Hauptfaches Probleme habe, und ich bin ihr unendlich dankbar. 

Der letzte Teil vom generellen Antrag ist dann ein Gesundheitszertifikat, das von einem Arzt am PC ausgefüllt werden soll. Da finde ich es ein bisschen blöd, dass man auch Gewicht draufschreiben muss, aber da muss ich dann wohl einfach durch. 

Jetzt zum Wohnheimsantrag: das ist bisher der einzige Antrag, den ich komplett vollständig ausgefüllt habe. Der Antrag ist aber auch wirklich kurz - nur eine Seite. Ich musste eigentlich nur zwei Sachen angeben: meine Wahl bei den Wohnheimen, und ob ich einen Ausleih-Futon mieten will.

Bei meiner Wahl von den Wohnheimen bin ich hauptsächlich nach Kosten gegangen. Meine Erstwahl ist ein Wohnheim namens Maison Iwakuni, was mit der U-Bahn ungefähr 25 Minuten von der Uni weg ist. Ich finde das aber echt okay, und außerdem ist Maison Iwakuni das einzige Wohnheim, was nicht geschlechtergetrennt ist. Und man hat ein eigenes Badezimmer, das ist wirklich luxuriös.

Falls irgendjemand sich noch mehr für meine ganzen Anträge oder die Wohnheime interessiert, schreibt mir gerne einen Kommentar oder eine Mail, denn ich gehe jetzt weiter zum nächsten Punkt.

Drittens: Neue Freunde!

Ich war dann heute nochmal in der Uni bei einem Treffen für die Studenten, die 2020 nach Japan gehen, und das war echt total cool.

Ich bin leider ein bisschen zu spät gekommen, weil ich den Termin ein bisschen verpeilt hatte und das Treffen statt erst um zwölf dann doch schon um elf Uhr anfing. Außerdem ist meine Bahn ausgefallen, weswegen ich den Bus nehmen musste, aber das war nicht meine Schuld. Ich bin also erst etwa um zehn nach elf da gewesen, das war aber auch nicht so schlimm, weil etwas später angefangen wurde, sodass ich im Endeffekt nur zwei Minuten verpasst habe. 

Zu dem Treffen sind nur sieben Leute gekommen, und als ich gekommen bin, haben wir mit einer Vorstellungsrunde angefangen. Jeder hat gesagt, wie er heißt, an welche Uni er geht und wieso. Zuerst haben so drei Leute gesagt, dass sie an die Uni gehen, an die ich ursprünglich gehen wollte, und alle waren BWL-Studenten. Dann kam ich, und danach war das Mädchen neben mir an der Reihe. So habe ich herausgefunden, dass sie auch an die Dōshisha geht! 

Das war sehr cool, denn bis jetzt fand ich es immer ein bisschen gruselig, so komplett auf mich alleine gestellt zu sein. Aber jetzt habe ich eine neue Freundin, die im gleichen Boot wie ich sitzt! Das macht mir ganz viel Mut.

Meine neue Freundin heißt Linnea und ich finde sie total nett. Wir haben uns während des Treffens ein bisschen über unsere Anträge unterhalten und darüber, wie aufgeregt wir sind. Wir haben auch ein bisschen über den Flug nach Japan geredet, weil wir wahrscheinlich zusammen fliegen wollen. Das nimmt mir auch einen Stein vom Herzen, weil ich ja noch nie wirklich lange geflogen bin und ich ein bisschen Angst davor hatte.

Wir haben uns nach dem Treffen noch etwas unterhalten und sind auch zusammen noch zum Studierenden-Service-Center gegangen, um unsere Leistungsübersichten abzuholen. Bei mir war das ein bisschen blöd, weil fast alle von den Kursen, die ich bisher belegt habe, da noch nicht eingetragen sind, und ich deswegen auf diesem Formular bisher nur 13 CP habe (tatsächlich bin ich bei mindestens 80). Das werde ich nochmal mit den Leuten von meinem Studiengang besprechen müssen, aber das wird schon. Zumindest hoffe ich das...

Aber damit seid ihr auf dem neuesten Stand! Ich bin jetzt eben nach dem Treffen noch in die Stadt gefahren, um Geburtstagsgeschenke für meine Mutter zu kaufen, und jetzt sitze ich in meinem Lieblingscafé und trinke einen Vanilla Latte, während ich diesen Eintrag schreibe. Ich bin wirklich glücklich jetzt grade in diesem Moment, und ich hoffe, dass ihr auch so Momente habt. 

Das war's fürs Erste von mir - ich schreibe auf jeden Fall wieder, wenn es Neues gibt, aber ich weiß nicht, wie viel in absehbarer Zeit passieren wird. Wenn ihr Fragen habt, schreibt mir, dann antworte ich euch gerne. Ansonsten: passt auf euch auf, und bis zum nächsten Mal. 

Alles Liebe,

Leia

 

P. S.: Das Foto ist mein Stapel Anträge.